29. August 2024 – „Die Gleichzeitigkeit der Dinge“ von Husch Josten, heute im Berlin Verlag erschienen: Die Endlichkeit des Lebens stellt für viele eine belastende Herausforderung dar, die sie mit Angst und Unsicherheit konfrontiert. Der Tod ist in diesem sensiblen, klugen Roman omnipräsent. Er wird selten zum Feind, sondern hauptsächlich zum stillen Freund und zärtlichen Begleiter. Er macht traurig, nachdenklich und ist hin und wieder sogar erheiternd. Vieles bleibt ungeausgesprochen und fängt gerade dadurch den Zauber des Faszinierenden ein. In feinste Poesie gekleidet schimmert das Sterben in vielen Gestalten, Nuancierungen und Tiefen durch. Der Tod gestaltet sich somit wie ein Kaleidoskop, das immer neue Motivmuster zum Vorschein bringt.
Aussöhnend
Das Unfassbare ist unvermeidlich. Das macht dieser feine Text unmissverständlich deutlich: nicht mit erhobenem Zeigefinger, nicht angstschürend, stattdessen überaus einfühlsam, nachvollziehend, vor allem aber aussöhnend – mit der Sterblichkeit, dem körperlichen und geistigen Verfall, dem unausweichlichen Exitus.
Fazit: Ein Buch, das man erst aus der Hand legen möchte, wenn die letzte Seite gelesen ist – weil es während der Lektüre unbeschreiblich tröstlich wirkt und wir uns darin mit vielen fundamentalen Fragen wiederentdecken. Sein kraftvoller, starker Sound hallt noch lange nach.
Klappentext:
Jean Tobelmann, Gastronom in dritter Generation, hat einen eigenwilligen Stammgast – der junge Sourie erforscht mit leidenschaftlichem Ernst, wovon die meisten Menschen lieber schweigen: das Ende des Lebens. Warum? Tobelmann geht der Geschichte des humorvollen Exzentrikers auf den Grund und stößt dabei auf etwas, das verständlicher und zugleich unbegreiflicher nicht sein könnte, etwas, das weit über Souries Amour fou mit der gemeinsamen Freundin Tessa und die Verbundenheit der beiden Männer hinausweist.
Über die Autorin:
Husch Josten, Jahrgang 1969, studierte Geschichte und Staatsrecht in Köln und Paris. Sie volontierte und arbeitete als Journalistin in beiden Städten, bis sie Mitte der 2000er-Jahre nach London zog, wo sie als Autorin für Tageszeitungen und Magazine tätig war. 2011 debütierte sie mit dem Roman „In Sachen Joseph“, der für den „aspekte“-Literaturpreis nominiert wurde. 2019 wurde ihr der renommierte Literaturpreis der Konrad Adenauer Stiftung verliehen. Heute lebt Josten wieder in Köln.
Ein weiteres Lese-Highlight aus dem Berlin Verlag: „Berührung“ von Olaf Olafsson
Klappentext:
Ausgerechnet als die Pandemie ausbricht, beschließt Kristófer, sich auf eine Reise um die halbe Welt zu begeben. Sein erfolgreiches Restaurant in Reykjavík macht er einfach zu und nimmt eines der letzten Flugzeuge, die Island verlassen dürfen. Denn Kristófer hat eine Nachricht von seiner lang verschollenen großen Liebe bekommen, von Miko Nakamura aus Japan. Auch wenn die Umstände die Welt gerade auf den Kopf stellen, Kristófer muss erfahren, was damals, Ende der Sechzigerjahre, geschah, als Takahashi-san sein Restaurant über Nacht schloss und mit Tochter Miko London ohne Abschied verließ.