30. April 2025 – „Die Geschichte meines Lebens“ von Helen Keller, Unionsverlag: Wie lebt es sich in ewiger Dunkelheit? Und in welchen Farben entfaltet sich in dieser Finsternis die Schönheit der Poesie? In ihrer Autobiografie beschreibt die Autorin den wundersamen Vorgang, Sprache zu erfühlen, Natur zu reflektieren und das Sein aus einer völlig anderen, einer inspirierenden Perspektive zu betrachten.
Von wundersamer Schönheit
Mit klangvoller Klarheit und unbeugsamem Willen setzt sich die Künstlerin mit einem Schicksal auseinander, das andere wohl in die Knie gezwungen hätte. Für Helen Keller aber wurde ihr Fatum zur Quelle des Glücks. Unbeirrbar verschrieb sie sich dem Wort und entwickelte daraus ihren ganz eigenen Stil, mit dem sie schließlich den Zugang zum Leben wiederfand.
Fazit: Ein starkes Buch, beseelt von einer beeindruckenden Frau und ihrem mitreißenden Mut!
Über die Autorin:
Helen Keller (1880–1968) verlor bereits als Kleinkind infolge einer Krankheit ihr Hör- und Sehvermögen und erlangte als erste Taubblinde einen Universitätsabschluss. Sie setzte sich für Frauenrechte und Minderheiten ein und gründete eine Stiftung für Blinde und Gehörlose. Ihr Leben wurde in Filmen aufgegriffen und ihr Engagement mit Ehrendoktorwürden gewürdigt, darunter von der Harvard University. Keller starb in Connecticut.
Diese drei Lese-Highlights sind ebenfalls neu im C. H. Beck Verlag (zu dem der Unionsverlag gehört) erschienen:
Klappentext „Hannah Arendt“ von Thomas Meyer:
Zum 50. Todestag von Hannah Arendt am 4. Dezember 2025
Warum ist Hannah Arendt heute die meistzitierte Philosophin und politische Theoretikerin? In ihrem Leben wie ihrem Werk wollte Arendt immer „ganz gegenwärtig“ sein und stellte sich der eigenen Zeit mit ihren dramatischen Umbrüchen und Abgründen. Der Ideenhistoriker und Arendt-Biograf Thomas Meyer folgt in diesem Band den Lebensstationen der Philosophin von Königsberg über Paris bis nach New York und verknüpft sie eng mit Arendts Schriften. Äußerst konzise stellt er ihre wichtigsten Werke vor und erschließt sie als Kommentare zur Zeitgeschichte. Es ist diese Gegenwärtigkeit, die Hannah Arendt für die Zeitgenoss: innen des 21. Jahrhunderts so attraktiv macht.
Über den Autor:
Thomas Meyer lehrt nach Stationen im In- und Ausland seit 2020 als Professor für Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Schwerpunkt seiner Forschungen ist das 20. Jahrhundert.
Klappentext „Hunger und Zorn“ von Alice Renard:
Wenn die kleine Isor von ihren Streifzügen zurückkehrt, kann ihre Mutter nur erahnen, wo sie war. Mit den Fingern löst sie die Zöpfe der Tochter, findet Löwenzahnblüten, Grashalme, einen Käfer. Erzählen wird Isor nichts – denn Isor ist nicht wie andere Kinder. Sie spricht nicht, lernt nicht, lebt in stummen Gedanken und tobenden Wutausbrüchen. Gefangen in einer Realität, die nicht die ihre ist, treibt sie ihre Eltern in die Verzweiflung. Bis sie eines Tages auf Lucien von nebenan trifft und in dem vorsichtigen, einsamen Alten eine verwandte Seele erkennt.
Alice Renard erzählt von einem ungewöhnlichen Mädchen und einer ungleichen Freundschaft, vom Brodeln unter der Oberfläche, vom Mythos der Normalität und der Suche nach einer Welt, die groß genug ist für das Unerwartete.
Über die Autorin:
Alice Renard, geboren 2002 in Paris, studierte mittelalterliche Literatur an der Sorbonne. Sie beschäftigt sich intensiv mit den Themen Neurodiversität und Hypersensibilität. Im Alter von sechs Jahren wurde Renard selbst als frühreif eingestuft, mit vierzehn begann sie zu schreiben.
Klappentext „Edith Holler“ von Edward Carey:
Edward Carey hat eine neue märchenhaft-skurrile Welt erschaffen: In „Edith Holler“ erzählt er von einem resoluten Mädchen, das sich nicht mundtot machen lässt, und in einen unermüdlichen Kampf um die eigene Freiheit eine ganze Stadt auf den Kopf stellt.
Norwich, 1901. In einem englischen Städtchen lebt Edith Holler, ein 12-jähriges Mädchen, im Theater ihres herrschsüchtigen Vaters. Seit ihrer Geburt darf sie das Gebäude nicht verlassen, Edith kennt die Welt draußen nur über Bücher, die sie verschlingt. Durch alte Dokumente kommt sie einer unheimlichen Sache auf die Spur: Seit Jahrhunderten verschwinden in Norwich immer wieder Kinder. Edith glaubt zu wissen, was mit ihnen geschehen ist, kann sich aber nicht mitteilen, weil es ihr verboten ist, mit den Besuchern des Theaters zu sprechen. Ihre einzige Möglichkeit, die Wahrheit ans Licht zu bringen, ist die Bühne – und so schreibt sie ein Stück über das Verschwinden der Kinder. In diesem erscheint jedoch die örtliche Fabrik, die die lokale Delikatesse – die beliebte Käfermarmelade – herstellt, in gar keinem guten Licht, und das bleibt nicht ohne Folgen … In seinem unverwechselbaren Stil erzählt Edward Carey die wunderbar kuriose Geschichte einer Selbstermächtigung, gespickt mit unvergesslichen Charakteren und einem Showdown, der es an Dramatik nicht fehlen lässt.
Über den Autor:
Edward Carey, geboren 1970 in Norfolk, England, ist bildender Künstler, Romancier und Theaterautor. Er lebt in Austin, wo er an der University of Texas lehrt.