14. Juni 2024 – „Mein Leben unter den Großen“ von Madame Nielsen, Kiepenheuer & Witsch: „Das Leben ist fürchterlich, aber wenn man hinterher davon erzählt, ist es oft doch recht rührend und lächerlich.“ Das ist nur einer der vielen Sätze aus diesem poetischen Buch, das von der literarischen und psychologischen Finesse der Autorin zeugt.
Leise Texte mit lauter Wirkung
Der vitale Text interagiert regelrecht mit dem Leser, reißt ihn mit. Gründe dafür gibt es zuhauf – wegen seines unnachahmlichen ihm innewohnenden Gefühls der Melancholie oder der Misantropie etwa: zwei gewichtige Motive, die trotz aller Schwere einhergehen mit Heiterheit und philosophischer Noblesse. Seite für Seite offenbart sich hinter jeder Zeile dadurch eine einfühlsame, exaltierte Schriftstellerin, die sich mal als leise, mal als laute, dann wieder als suchende und stets präzise Detailbeobachterin entpuppt. Sie ist eine, die Bekenntnisse dezidiert und nicht selten eigenwillig auf den Punkt bringt: „Die größten Katastrophen meines Lebens, die peinlichsten Situationen und die größten Verluste, all die Dinge, die um alles in der Welt nicht geschehen durften, aber geschahen, sind jetzt das, was mir das Allerliebste ist und ich auf keinen Fall missen will“, bekennt sie.