2. Oktober 2024 – „Das Verschwinden der Welt“ von Lin Hierse, Piper Verlag: Was bleibt, ist die Erinnerung, und darum gilt es zu kämpfen. Dieses Unterfangen wird für die Protagonistin zur größten Aufgabe. Warum? Weil sie weiß, dass das Jetzt sonst gegenstandlos wird für sie und für die Menschen, die in der Vergangenheit die Samen für das zarte Pflänzchen namens Gegenwart gesät haben.
Während Marta bislang viele Abschiede mehr oder weniger duldsam hingenommen hat, begehrt sie nun auf. Sie wehrt sich gegen das Oberflächliche, gegen das Einreißen von Altbewährtem. Bei diesem hochemotionalem Feldzug werden Saiten in ihrem eigenen Leben angesprochen, die lange stillschweigend im Verborgenen ruhten.
Fazit: Ein sprachmächtiger, sehnsuchtsvoller Roman mit funkelnden Satzperlen und wunderbare Prosa, die wie ein Seiltanz ohne Netz anmutet: Man möchte sich ins Bodenlose einfach hineinfallen lassen.
Klappentext:
Das große Haus am Fluss verspricht Marta einen Neuanfang. Sie verliebt sich in das alte Gebäude, das Zeuge zahlloser Leben, Träume und Verluste geworden ist. Nur wenige sind noch hier: neben Marta nur Herr Yi, die Dichterin und Lu. Als Marta kurz nach ihrem Einzug erfährt, dass das Haus abgerissen werden soll, will sie kämpfen, aber findet in den anderen keine Verbündeten. Also stemmt sie sich allein gegen das Verschwinden der Geschichten, Erinnerungen und einer ganzen Welt.
Über die Autorin:
Lin Hierses Texte und Kolumnen erscheinen unter anderem in der „taz“, bei „Zeit Online“ und in Literaturzeitschriften. Nach Debüt „Wovon wir träumen“ wurde hochgelobten. Sie lebt und arbeitet in Berlin.