Planlos in Prosa – der Fauxpas des spontanen Schreibens

20. Februar 2025 – Ein meisterhaft ausgeklügeltes Konzept ist das Herzstück eines erfolgreichen Schreibprojekts: „Stellen Sie sich vor, am Fuße eines Romanprojekts zu stehen, wäre wie die Errichtung eines prächtigen Herrenhauses. Da würden Sie doch nicht blindlings die erste Mauer errichten, ohne eine minutiös durchdachte Blaupause in der Hand zu halten!“, erklärt Dr. Maria Zaffarana in „Poesie der Worte. Ein moderner Schreibratgeber für Autoren“, edition cgl. Genauso verhält es sich mit dem roten Faden Ihrer Geschichte: Sie benötigen einen literarischen Bauplan – eine brillante Struktur, die Ihnen souffliert, welches Ereignis wann seinen großen Auftritt hat und wie jedes Element dieses kunstvollen Gefüges miteinander verwoben ist. In diesem sinnbildlichen Gebäude des Schreibens sind Sie Architekt, Baumeister und Innenausstatter zugleich.

Was J. K. Rowling, Stephen King und Co. zu Literatur-Architekten macht

Ein gutes Beispiel dafür, wie bedeutsam eine solide Planung ist, bietet J. K. Rowling, die Autorin der „Harry Potter“-Reihe. Sie verbrachte bekanntlich mehrere Jahre damit, Harry Potters Welt zu planen, lange bevor sie mit dem ersten Buch begann. Da wusste sie dann aber genau, wie die Akteure aussehen und sich entwickeln würden, und hatte den gesamten Handlungsverlauf der sieben Bücher bereits vollkommen vor ihrem geistigen Auge. Das Ergebnis ist bekannt: eine außergewöhnlich gut durchdachte, kohärente Serie.

Ganz anders bei Stephen King: Er schreibt in der Regel ohne Plan. Das mag für King funktionieren, eben weil er ein außergewöhnlich erfahrener Schriftsteller ist. Weniger erfahrene Autoren laufen allerdings Gefahr, auf diese Weise völlig unstrukturierte Geschichten zu produzieren. Bedenken Sie: King selbst räumt ein, dass er oft nicht weiß, wie seine Bücher enden werden, bevor er sie schreibt. Ein häufiger Kritikpunkt an seinen Werken ist denn aber auch, dass seine Enden nicht gerade seine Stärken seien. Es ist deshalb klug, sich die Zeit für gründliche Planung zu nehmen, um eine solide Grundlage für Ihre Geschichte zu schaffen.

Ein Paradebeispiel für mangelhafte Planung ist sicherlich die „Eragon“-Serie von Christopher Paolini. Die frühen Bücher waren aufgrund ihrer detaillierten Fantasy-Welt und ihres komplexen Plots noch äußerst beliebt. Die späteren allerdings bewerteten zahlreiche Leser als unorganisiert und verwirrend. Insbesondere das letzte Buch, „Das Erbe der Macht“ kam aufgrund seiner langwierigen Handlungsstränge und verbesserungswürdigen Auflösung gar nicht mehr gut an.

Bei der „Die Bestimmung“-Trilogie von Veronica Roth wurde ebenfalls kritisiert, dass das Ende nicht gut auf die zuvor lange aufgebauten Themen und Charakterentwicklungen abgestimmt sei. Wahrscheinlicher Grund: eine lediglich rudimentäre Vorplanung. Die Autorin hatte offensichtlich selbst den Überblick über die vielen Elemente ihrer Geschichte verloren und konnte daher keinen befriedigenden Abschluss zu Papier bringen.

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