6. Mai 2024 – „Lückenleben“ von Katrin Seyfert, DVA: In Deutschland leben rund 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung. Katrin Seyferts Mann war einer von ihnen. Davon berichtet die Autorin schonungslos ehrlich und mit brutaler Eindringlichkeit.
Es geht unter die Haut, wenn sie sich zurückerinnert an den Leidensweg, den sie mit dem geliebten Menschen beschritten ist. Beim Lesen spürt man ihren Schmerz, ihre Verzweiflung und Trauer, aber auch ihre Hoffnung, die trotz aller Hilflosigkeit stets am Horizont erschien.
Fazit: Ein aktuelles, zeitloses Buch gegen – im wahrsten Sinne des Wortes – das Vergessen
Klappentext:
Fünf Jahre hat Katrin Seyfert ihren Mann durch seine Alzheimer-Erkrankung begleitet. Anfang 50 war er, als er die Diagnose bekam, Arzt und Vater von fünf Kindern. Sie hat den Familienalltag organisiert, die Finanzen, den Pflegedienst. Schließlich die Beerdigung. Schonungslos offen und brutal ehrlich erzählt sie davon, wie es ist, wenn der Partner allmählich seine Sprache und damit seine Identität verliert. Wie sie mit der Rolle hadert, die ihr erst als pflegende Ehefrau, dann als Witwe zugeschrieben wird. Und wie sie ihren eigenen Weg findet, sich mit der Lücke, die ihr Mann hinterlassen hat, zu arrangieren. Das Leben schlug zu, mit ihren Texten schlägt sie zurück: gegen die Konventionen, gegen die Tabus, gegen die Selbstverleugnung.
Über die Autorin:
Katrin Seyfert, Jahrgang 1971, studierte Rhetorik und Kulturwissenschaft in Tübingen. Sie schreibt unter anderem für „Zeit“, „Süddeutsche Zeitung“, „Eltern“ und „Spiegel“, in dem sie seit 2019 mit großer Resonanz auch Texte über die Erkrankung ihres Mannes veröffentlicht.