27. Februar 2019 – Ingrid Noll als klassische Kriminal-Autorin zu bezeichnen, würde ihrem Epos nicht ganz gerecht werden. Die in Shanghai geborene Schriftstellerin ist vielmehr eine Poetin, deren feinsinige Kunst des kriminalistischen Romanschreibens sich sicher nicht auf reines Morden oder akribische Detektivarbeit beschränken lässt.
Tiefsinn mit großem Thrill
Noll gilt als Ausnahme-Erscheinung in der gegenwärtigen deutschen Krimilandschaft – nicht zuletzt deswegen, weil sie durchgängig mit vielen kleinen Spannungsbögen und Tiefsinn einen großen Thrill erzeugt. Auch in ihrem heute erschienenen Buch „Goldschatz“, Diogenes Verlag, beweist sie wieder einmal, dass sie das psychologische Spiel mit den Figuren, den Handlungen und Verstrickungen wie kaum eine andere beherrscht. Ihr Erzählmodus wirkt auf den ersten Blick wie stets unaufgeregt und erweist sich erst im Nachhinein als flammend-ausgeklügelt.