7. Dezember 2024 – Es ist nicht einfach, als Sohn eines Giganten zu leben. Neben ihm zu existieren, erscheint regelrecht unmöglich, erst recht, wenn man auch beruflich in die Fußstapfen des Vaters treten möchte. Denn Thomas Mann war ein Schriftsteller, dessen Werke geliebt und gefeiert wurden. Sein Sohn Klaus dagegen bemühte sich unermüdlich, aus dem Schatten des übermächtigen „Zauberers“, wie er von der Familie ehrfürchtig genannt wurde, herauszutreten. Es gelang Klaus Mann nie.
Rastlos auf der Überholspur des Lebens
Rastlos, abgehetzt und von inneren Dämonen angetrieben, huschte Manns verzogener Filius durch die Welt. Nirgends wurde er heimisch. An keinem Ort fand er Ruhe, am allerwenigsten aber Glück. Vom Vater fühlte er sich unverstanden und emotional verraten, vom Rest der Welt ausgeschlossen. Einzig zu seiner Schwester Erika, seinem Zwilling im Geiste, unterhielt er eine enge, wenngleich übertriebene, nahezu toxische Beziehung.
Seelentröster wurden recht bald Drogen und eine Vielzahl an Männerbekanntschaften, durch die er sich versuchte abzulenken: von den immer stärker werdenden Depressionen, den Selbstzweifeln und einer mehr und mehr finsteren Sichtweise. Trotz all dieser Kämpfe ließ er nicht vom Schreiben ab – der Leidenschaft, der er bis zuletzt treu blieb. Aus seiner Feder stammen Werke wie „Mephisto“, „Kinder dieser Zeit“ und „Der Wendepunkt“.
Von ungebrochener Ausdauer war auch seine ständige Koketterie mit dem Tod. Mit ihm hatte er bereits als junger Mensch geliebäugelt. Diese Neigung zog sich wie ein roter Faden durch das gesamte kurze Sein des ambitionierten Autors. Am 21. Mai 1949 schließlich, gerade 46 Jahre alt, trat er in Cannes endgültig von der Bühne des Lebens ab. Die Reaktion seines Vaters darauf hätte ihn sicher nicht verwundert: Thomas Mann befand sich damals auf einer Vortragsreihe in Stockholm. Doch er unterbrach seine Reise nicht, um zu Klaus’ Begräbnis zu fahren.
Literatur-Tipp:
„Klaus Mann. Eine Biographie“ von Nicole Schaenzler