Sally

2. November 2024 – „Sally“ von Heinrich Thies, Rote Katze Verlag: „Es war wie ein sanftes Wehen. Wie von einem warmen Luftzug getrieben schwebten die magischen Klänge durch das Wäldchen. Sie verschmolzen mit dem Duft der Kiefern und dem Gesang der Vögel. Geige, das war unzweifelhaft eine Geige, die da jemand spielte, und auch die Melodie kam ihr bekannt vor. Natürlich: ‚Ade nun zur guten Nacht‘, das schöne Abendlied, das sie schon so lange nicht mehr gehört hatte. Es erinnerte sie an frühere Zeiten, ein Leben, das eine Ewigkeit hinter ihr zu liegen schien.“ So beginnt die Handlung im Frühsommer 1947 – zwei Jahre nach den traumatisierenden Ereignissen eines grausamen Krieges.

Kraftvoll und lebensbejahend

Die Protagonistin findet sich in einer vermeintlich friedlichen Atmosphäre wieder, während es in ihr jedoch weiter wütet. Widerwillig muss sie sich diesem Kampf stellen, der sich gegen das Gewesene, das Erlebte richtet, und sich mit plagenden Erinnerungen auseinandersetzen. Einfühlsam legt der Autor die schwelenden Wunden seiner Figur offen, die selbst durch die Zeit nicht wirklich vernarben wollen. Sie bluten – sinnbildlich – weiter. Dennoch steht Sallys Schicksal nicht für Resignation und Hoffnungslosigkeit. Ihre Vita steckt vielmehr voller kraftvollem Mut und einer lebensbejahenden Suche nach sich selbst.

Klappentext:

Die jüdische Tänzerin Sally wartet nach der Befreiung aus dem KZ wie Tausende andere Holocaust-Überlebende auf die Ausreise nach Palästina – in einem Camp für „Displaced Persons“ in Bergen-Belsen. Es entsteht eine Art jüdische Kleinstadt mit einem lebendigen Kulturleben. Sally spielt hier am Rande der Massengräber Theater, tanzt und knüpft Freundschaften. Bei ihren Radtouren lernt sie die Umgebung kennen. In einem nahen Heidedorf trifft sie auf einen Geige spielenden Hühnerhalter: Otto. Die beiden flirten miteinander und kommen sich immer näher, bis ihre Wege sich trennen. Erst viele Jahre später wird Sally auf spektakuläre Weise erfahren, wer der geheimnisvolle Geiger war.

Über den Autor:

Heinrich Thies, Jahrgang 1953 , lebt mit seiner Frau in der Lüneburger Heide. Er war viele Jahre Chefreporter der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, bevor er sich ganz dem Bücherschreiben widmete. Inzwischen hat der „Theodor Wolff Preis“-Träger gut zwanzig Bücher veröffentlicht: Romane , Biografien, Sach- und Kinderbücher. Zum Bestseller gar wurde 2002 „Alma und der Gesang der Wolken“, vom NDR zum Buch des Monats gekürt. „Sally“ knüpft an Thies’ erfolgreichen Roman über Marlene Dietrich und ihre Schwester, „Fesche Lola, brave Liesel“, an, der auch die Vorlage für ein Theaterstück lieferte und in mehrere Sprachen übersetzt wurde.

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