Deckname Literatur: Pseudonym – die Vorteile und Risiken

15. August 2023 – Sie klingen melodisch, manchmal mysteriös oder verheißungsvoll: Pseudonyme. Viele Schriftsteller bedienen solch ganz persönlicher Decknamen für ihre Romane. Doch wo liegt der Reiz dieser Art der Anonymität und bringt sie auch Nachteile mit sich?

Schutzschild vor Privatspähre

Insbesondere etablierten Schriftstellern ermöglichen sie, sich in einem neuen Genre auszutesten, ohne etwaige Erwartungen zu beeinträchtigen, die Leser und Kritiker mit ihrem ursprünglichen Namen verbinden. Dies kann so weit gehen, einen regelrechten Neuanfang in einer Karriere zu ermöglichen.

Schreiben Sie über sensible, heikle Themen, fungiert der Künstlername sogar als Schutzschild. Denn Sie geben ja nicht ihre wahre Identität preis und wahren auf diese Weise Ihre Privatsphäre. Nicht selten greifen auch Autoren aus dem Ertik-Genre zu einem Nickname, weil sie sich mit dem Inhalt ihrer Werke nicht persönlich in die Öffentlichkeit trauen.

Aus Marketing-Sicht kann ein gut gewähltes Pseudonym als einprägsames Branding-Tool dienen, das potenziell attraktiver für die Zielgruppe ist als der echte, vielleicht etwas langweilige Name.  Und in einigen Fällen wird ein Pseudonym wiederum deswegen genutzt,  um zwischen der Schriftstellerei auf der einen sowie Beruf und Alltag auf der anderen Seite einfach eine klare Linie zu ziehen, also nicht ständig auf seine Kunst angesprochen zu werden.

Berühmte Pseudonymler

J. K. Rowling, weltbekannt durch ihre „Harry Potter“-Reihe, veröffentlichte den Kriminalroman „Der Ruf des Kuckucks“ unter dem Pseudonym Robert Galbraith, um unvoreingenommene Kritiken zu erhalten. Oder Mark Twain: Mit Klassikern wie „Die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn“ wurde er weltberühmt. Sein bürgerlicher Name, den vergleichsweise wenige kennen, war Samuel Langhorne Clemen. Die Kult-Krimi-Autorin Agatha Christie publizierte teilweise ebenfalls unter Pseudonym. Ihre Liebesromane erschienen unter dem Namen Mary Westmacott. Und der Meister des Schreckens, Stephen King, veröffentlichte einst einige seiner Romane als Richard Bachman. Es war, wie er sagt, sein Versuch herauszufinden, ob sein Erfolg auf Talent oder lediglich auf Glück basierte. Der Erfolg auch als Richard Bachman spricht wohl eindeutig für Ersteres!

Die Risiken der Künstlernamen

Hin und wieder wird Autoren mit Pseudonym vorgeworfen, sie könnten gar nicht dieselbe emotionale Verbindung zu ihren Werken herstellen, wenn sie sich hinter einer fremden Identität verstecken. Das kann man sicherlich diskutieren. Vorsicht ist zudem wegen der Urheberrechte geboten: Ein Schriftsteller muss sicherstellen, dass er alle Rechte an seinem Pseudonym hat, er also zum Beispiel offiziell als Künstlername eingetragen ist, damit ihn niemand ohne seine Zustimmung für sich selbst verwendet. Zu beachten ist ferner, dass ein Pseudonym nicht vor Polizei, Anwälten und Gerichten schützt. Denn verantwortlich für eine Veröffentlichung ist neben dem Verlag stets der Autor. Welchen Namen er verwendet hat, ist gleichgültig. Im Zweifelsfall würde sein Pseudonym also aufgedeckt werden.

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