18. April 2024 – „Klaus Mann. Ein Leben“ von Thomas Medicus, Rowohlt Verlag: Im Schatten eines Giganten ist es schwer zu existieren. So erging es Klaus Mann von Anfang an. Sein Vater Thomas Mann stand ihm stets im Wege. Dementsprechend kompliziert und bewegt verlief das Leben des Sohnes. Er selbst war zwar nicht weniger brillant als der Patriarch der weltberühmten Schriftstellerfamilie. Doch an die Spitze des literarischen Olympys schaffte er es nie wirklich.
Über die Jahre ist Klaus Mann als Künstler samt Werk immer mehr in den Hintergrund gerückt. Doch pünktlich zu seinem 75. Todestag am 21. Mai erscheint jetzt eine Biografie über das Ausnahmetalent. Sie erlaubt tiefe Einblicke in ein extremes, turbulentes Leben. Minutiös und sprachlich gewandt offenbart sie, wie sich der Autor am Sein aufrieb, wie er verzweifelt ankämpfte gegen seine persönlichen Dämonen und inneren Konflikte, die er zwar zu lösen versuchte, an denen er aber letztendlich zerbrach.
Fazit: Ein wichtiges Buch, das nicht nur einem Großen Tribut zollt, sondern gleichzeitig ein bedeutendes kulturelles Stück Zeitgeschichte einfängt!
Klappentext:
Klaus Mann verkörpert die bewegte erste Hälfte des 20. Jahrhunderts wie kaum ein Zweiter – als schillernder Bohemien, als großer Schriftsteller. Thomas Medicus begleitet Klaus Mann (1906 bis 1949) auf den Stationen seines sehr modernen Lebens – von der behüteten Münchner Kindheit, der Karriere des Dandys in der Weimarer Republik, die der homosexuellen Emanzipation Vorschub leistete, bis zur Emigration in verschiedene europäische Staaten und in die USA. Klaus Mann war ein großer Reisender; irrlichternd zwischen den Kontinenten, publizierte er in ungebremstem Schreibfluss. Ein extremes Leben, immer auch überschattet von Drogen und Ausschweifungen, einem Todeswunsch von früh auf. Dann die Rückkehr nach Deutschland 1945 als amerikanischer GI, schließlich die düsteren letzten Jahre bis zu seinem Freitod in Cannes.
In seiner großen Biographie erzählt Thomas Medicus dieses unwahrscheinliche Leben und ergründet dessen Obsessionen und Triebkräfte. Bestimmend waren der Dauerkonflikt mit dem Vater Thomas Mann, die zahlreichen politischen Kämpfe, seine Amouren, das enge Verhältnis zur Schwester Erika. Eine glänzende Neueinschätzung dieses funkelnden Schriftstellers und Deuters seiner Epoche, die hier als eindrucksvolles zeitgeschichtliches Panorama wiederersteht.
Über den Autor:
Thomas Medicus, geboren 1953, schrieb unter anderem für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und war stellvertretender Feuilletonchef der „Frankfurter Rundschau“. Viele Jahre arbeitete er für das Hamburger Institut für Sozialforschung. Heute lebt er als freier Publizist in Berlin.