16. Oktober 2023 – Wer den Nobelpreis gewinnt, hat den Literatur-Olymp erreicht. Höher geht (meist) nicht. Die Gewinner sind in in aller Munde, erlangen über Nacht weltweiten Ruhm und dürfen sich natürlich über immense Verkäufe ihrer Werke freuen: Die Buchläden werden am Tag (nach) der Bekanntgabe des Siegers gestürmt, der Online-Handel kommt kaum mit der Bestellflut nach.
Doch das deckt sich nicht ganz mit der Realität, wie der diesjährige Preisträger Jon Fosse zeigt. CarpeGusta Literatur hat sich auf dem Markt umgeschaut und vergeblich nach dem skandinavischen Schriftsteller gesucht. „Wir haben kein einziges Exemplar auf Lager, weil er vor der Verleihung kaum bei uns gefragt war. Wir haben ihn einfach nicht geführt. Und jetzt gibt es zwar eine hohe Nachfrage, aber es ist nichts da. Alle seine Werke werden derzeit neu aufgelegt, doch bis sie bei uns eintreffen, vergehen noch mindestens vier bis fünf Wochen“, hieß es sinngemäß sowohl bei Thalia als auch bei der Mayerschen Buchhandlung. „Und dieses Desaster erleben wir jedes Jahr aufs Neue!“, kam es einmal noch hinter vorgehaltener hinzu. Bei Amazon sieht es nicht anders aus: Wer heute Jon Fosse in seinen Warenkorb legt, darf frühestens Anfang Dezember mit ihm rechnen. Vermutlich hat bis dahin so mancher seine Bestellung wieder storniert …
Service: Neben Jon Fosses Roman „Ein neuer Name“ wird zusätzlich die Erzählung „Ein Leuchten“ zeitgleich am 12. Dezember im Rowohlt Verlag erscheinen. „Die Erzählung ist das neueste Werk des Nobelpreisträgers, in der er über den schmalen Grat zwischen Leben und Tod und eine Begegnung mit dem Licht in tiefer Dunkelheit schreibt“, so der Verlag. Ebenfalls am 12. Dezember werde eine Neuausgabe von „Melancholie“ wieder lieferbar sein.
Wer ist Jon Fosse?
Der Literaturnobelpreisträger wurde 1959 im norwegischen Haugesund geboren und wuchs in einem kleinen Dorf auf. Mit 16 Jahren begann seine literarische Karriere. Da verfasste er erste Musiktexte, kurze Erzählungen und Gedichte. Nach dem Studium unter anderem der Literaturwissenschaften arbeitete er als Dozent für freies Schreiben und war als Übersetzer tätig. Seinen Durchbruch als Schriftsteller hatte er 1983 mit seinem Roman „Rot, schwarz“. Den Nobelpreis erhielt er für seine Prosa und seine Theaterstücke. Die Dramen des Autors sind unter den zeitgenössischen Stücken in Europa die am häufigsten aufgeführte Werke.