7. Oktober 2018 – War es feige zu schweigen? Oder wäre es mutig gewesen, heldenhaft zu sterben? Was hätte der übergreifend lähmenden Ohnmacht entgegengestellt werden können? Grundlegende Fragen, die sich zwangsläufig immer dann ergeben, wenn es um die Motive Schuld und Sühne während des Zweiten Weltkriegs geht.
Vergangenes mit aktueller Brisanz
Jereon Olyslaegers reißt in „Weil der Mensch erbärmlich ist“, Dumont Verlag, diese Thematik mit ihrer schier unendlichen Weitläufigkeit auf. Und obwohl es in diesem Zusammenhang wie so oft keine konkreten Antworten geben kann, liefert der Roman Erklärungen, Denkansätze und Selbstreflexionen. Der Autor lässt seinen Anti-Helden prosaisch zurückblicken auf ein verpfuschtes Leben unter dem SS-Regime. Dabei entsteht ein psychologisches Porträt vergangener Zeiten mit aktueller Brisanz. Literarisch so authentisch verarbeitet, dass der Leser sich wiederfindet im besetzten Belgien, auf den Straßen Antwerpens, mitfühlend und mitleidend mit der Zerrissenheit eines desolaten Protagonisten.