Buchhelden in Eigenregie – der Reiz des Selfpublishings

22. Oktober 2024 – Wenn kein Verlag am Manuskript interessiert ist, ist es in jedem Fall besser, selbst zu veröffentlichen als gar nicht. Früher ging das nur, indem Autoren in einer herkömmlichen Druckerei eine Startauflage in Auftrag gaben und die dann versuchten, an den (örtlichen) Buchhandel zu verkaufen. Heute haben E-Books und Books on Demand übernommen. Die Kosten für die eigentliche Buchveröffentlichung liegen damit zwischen null und höchstens 100 Euro – für die optionale ISBN und Listung im sogenannten Verzeichnis Lieferbarer Bücher (VLB) sowie die beiden Pflichtexemplare der Nationalbibliothek. Hinzu kommen die individuellen Kosten fürs Lektorat. Buchsatz und Covergestaltung sind inzwischen auch für Laien machbar und kostenlos zu haben, zum Beispiel über das entsprechende Selfpublishing-Programm von Amazon.

„Bei Books on Demand handelt es sich um eine spezielle Form der Veröffentlichung. Die Bücher liegen wie E-Books lediglich als Dateien auf einem Server und werden erst nach Eingang einer Bestellung gedruckt“, erklärt Dr. Maria Zaffarana in ihrem modernen Schreibratgeber „Poesie der Worte“, edition cgl. Dadurch entfallen die Druckkosten für eine Startauflage, für die Autoren ansonsten jede Menge Geld in die Hand nehmen müssten. Kehrseite der Medaille: Die Druckkosten pro Buch sind erheblich höher als bei Verlagsveröffentlichungen, der Verkaufspreis liegt somit höher – und damit ebenso die Hemmschwelle für potenzielle Leser, es zu kaufen.

Nur E-Book und kein „richtiges“ Buch?

Manchem reicht gar das reine E-Book. Im E-Book-Reader, Handyspeicher oder PC lassen sich elektronische Bücher platzsparend ablegen. Viele Leser wollen überhaupt kein gedrucktes Buch mehr! Autoren indes schätzen unter anderem, dass sie anders als bei gedruckten Büchern etwaige Überarbeitungen schnell durchführen können, weil hier keine Veränderung bei den Druckeinstellungen erforderlich ist. Bei Books on Demand geht das natürlich ebenfalls.

Nebeneffekt von E-Books: Die Umwelt profitiert, weil kein Papier verbraucht wird. Somit ist eine solche Art der Buchveröffentlichung nachhaltig und reduziert den viel zitierten CO2-Fußabdruck.

Mit E-Books ist nicht weniger als eine neue Verbreitungsmöglichkeit für Autoren entstanden, und zwar so kostengünstig wie nie zuvor. Dennoch oder gerade deswegen hat ausschließlich ein stilistisch einwandfrei aufgebautes Manuskript, kombiniert mit einer guten Verkaufsstrategie, überhaupt eine Chance, sich am Markt zu etablieren.

Faktisch kein Kostenrisiko

Aufgrund der geringen oder wegfallenden Kosten für Herstellung und Vertrieb sind die finanziellen Risiken für Selfpublisher und darauf spezialisierte Verlagsunternehmen erheblich reduziert. Somit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit gerade für unbekannte Autoren, einen Verlag für ihr E-Book zu finden. Ihre Tantiemen liegen hier mit 20 bis 30 Prozent sogar ungefähr doppelt so hoch wie bei einem gedruckten Exemplar – bei einem manchmal nur zehn Prozent niedrigeren Verkaufspreis und mit der Option auf zeitlich befristete Preisaktionen, mit denen sie ganz neue Zielgruppen erreichen, die keine zehn oder 20 Euro für ein (gedrucktes) Buch ausgeben wollen.

Andererseits: Selfpublisher streichen nach Abzug der Kosten der E-Book-Plattformen zwar 70 bis 80 Prozent ein, müssen dafür aber eben alles selbst bezahlen. Seriöse E-Book-Verlage bieten unterdessen dieselben Leistungen an wie „normale“ Verlage. Verlagslektorat und Coverdesign sind selbstverständlich, ebenso wie eine professionelle Vertriebs- und Werbestrategie. Nicht selten sind Kombinationen einer klassischen Printbuch- mit einer E-Book-Veröffentlichung – viel häufiger als beispielsweise mit Hörbüchern, für die ja zunächst für viel Geld Sprecher und Studios gebucht werden müssen. Natürlich machen sich Printausgabe und E-Book in gewisser Weise gegenseitig Konkurrenz. Doch der Zugewinn an Lesern gleicht das meist aus. Fans haben häufig sogar beide Ausgaben zu Hause!

Sein Buch – gleichgültig ob gedruckt oder digital – selbst zu verlegen, ist übrigens schon lange gesell­schaftsfähig geworden. Die Nase rümpft darüber anders als vor einigen Jahren kaum noch jemand. Sogar bekannte Autorinnen wie Nele Neuhaus und Hanni Münzer waren einst Selfpublisher, bevor sie von Verlagen entdeckt wurden. Die größte Herausforderung heute ist und bleibt es, inhaltlich und optisch mit der Qualität von Verlagsbüchern mithalten und konkurrieren zu können. Das ist nicht zu unterschätzen.

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