Tour-Tag 6: Die Hölle ist eine Couch – ein humorvoller Roman mit Lachgarantie auf 7-Tage-Tour

„Das Wort Psychotherapeut hängt bei uns zu Hause schwer im Raum. Wir sitzen wie jeden Abend, obwohl dieser Abend eben nicht wie jeder ist, in der Küche. Wie alarmierend anders dieser Tag ist, zeigt sich unter anderem daran, dass mein Vater heute geschwänzt hat. In der Früh hat er meine Mutter in der Firma anrufen lassen, um sich krankzumelden. Das hat es vorher noch nie gegeben. Angeschlagen hockt er nun auf seinem Stuhl. Seine Arme hängen schlapp herunter. Vor ihm steht ein Teller, darauf ein Brot mit Käse. Vier kleine und drei größere Löcher sind darin, ich habe sie gezählt. Die Scheibe lässt er unberührt und starrt sie unaufhörlich angestarrt. Nur ab und zu, wenn er glaubt, ich sähe nicht hin, wirft er einen verstohlenen Blick zu mir herüber. Aber ich erwische ihn jedes Mal. In seinen Augen sehe ich dann nicht nur Sorge, sondern auch Mitleid. Und das wiederum trifft mich zutiefst. Es ist beschämtes Mitleid. Angst schwingt dabei ebenfalls mit. Es ist nicht eben zu leugnen: Meinem Vater hat die Nachricht, sein Sohn sei geisteskrank – so jedenfalls hat meine Mutter Dr. Kaesens Diagnose kurz und knapp zusammengefasst – schlimm zugesetzt.“

„Die Hölle ist eine Couch“ von Jo Brian

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